Eigentlich stand Radfahren ja gar nicht auf dem Plan, und doch steht am vorletzten Urlaubstag ein gemietetes Rennrad, samt neu gekauften Sidis auf der Hotelterrasse. Seitdem ich vor ein paar Jahren zum ersten mal die Strecke zum Leuchtturm des Cap Formentor mit dem Mietwagen gefahren bin, und gesehen habe wie sich die Radfahrer die Kehren und Windungen hinauf „quälten“, wollte ich das selbst auch mal fahren. Und jetzt war ich da, den Radverleih im Hotel, den Mietwagen wird morgen schon abgegeben und Schatzi sagt: „mach es!“
Wenn mir doch als Flachlandpedaler nicht so mulmig vor den Höhenmetern wäre. Nach den fantastischen Tapas im Sa Portasa in Alcudia (Das Restaurant direkt gegenüber – Restaurant Celler Ca’n Costa – ist etwas teurer, macht aber hervorragende Fischgerichte) fahren wir spontan noch mal die Strecke mit dem Auto, da unsere Miturlauberin noch nie am Cap war, und ich scherze noch dass ich „da oben am Aussichtspunkt wahrscheinlich schon wieder umkehre“. Ein paar hübsche Fotos im Dämmerlicht und bei Nacht entstehen dann auch noch.
Und schon ist die Nacht vorbei. Kurz frühstücken, einen Apfel für die Trikottasche mitgenommen, Schuhe an und schon stehe ich für’s Startfoto auf dem Radweg direkt an der Küste von Alcúdia bereit.
Die ersten 10 Kilometer rollen wie von selbst. Küste von Alcúdia, Port Polleça, alles flach aber schön anzusehen. Im Kreisverkehr die erste Ausfahrt, dann beginnt der Anstieg. Ich bin überrascht wie leer die Straßen sind. Es ist schon nach 10 und ich hatte damit gerechnet dass alles voller Touristen ist, aber nichts. 3, vielleicht 4 Autos überholen mich auf dem ersten Abschnitt. Mehr nicht. Ansonsten läuft es gut. Nicht ohne Anstrengung aber entspannter als erwartet kurble ich mit 10-15 km/h den Berg hinauf. Am Aussichtspunkt rolle ich dann einfach vorbei, die Serpentinen direkt wieder runter. Das war er also schon, der erste der zwei Berge über die ich drüber muss. Naja, quasi 4 Berge denn ich muss ja auch wieder zurück.
Der Rest verläuft ohne Komplikationen. Hinter ein paar Kurven weht mich der Wind fast vom Rad und im Tunnel lande ich fast an der Wand weil ich zu doof bin zu merken dass ich die Sonnenbrille noch aufhab. Der Tunnel ist übrigens etwas beängstigend weil die wenigsten daran denken sich ein Licht mitzunehmen und die Straße darin doch recht schmal ist. Man hofft einfach nur dass gerade kein Auto kommt wenn man durch will. Die Landschaft ist, wie gewohnt, traumhaft. Ich liebe diese Insel einfach. Egal ob auf dem Rad, zu Fuß oder im Mietwagen.
Und dann kommt dieser Moment. Man biegt um eine weitere, felsige Kurve, und plötzlich ist da dieser Leuchtturm. „Was? Schon da?“ denke ich. Dafür dass ich daran gezweifelt hatte es überhaupt zu schaffen, ging es dann doch recht fix. Etwa eine Stunde und 15 Minuten bis hierher. Gut, es sind nur 25 Kilometer aber immerhin 400 Höhenmeter. (Ja ja, schon klar. Erwähnte ich dass ich im Flachland lebe?) Ich genieße die letzten Meter, mache viel zu viele Fotos und lasse mir meinen Apfel schmecken. Den Kaffee hier kenne ich schon vom letzten mal, also lasse ich den aus. Noch ein kurzer Plausch mit einem Engländer und ein paar gegenseitige „Finisher“-fotos mit dem Handy des jeweils anderen, und ich mache mich auf den Rückweg.
Dieser ist dann schon etwas stärker frequentiert. Die Touristen sind langsam vom Frühstücksbuffet aufgestanden und werden an die Hotspots gekarrt. Ich stehe im Stau hinter Reisebussen die viel zu groß für die engen Straßen sind. Auch das ist Mallorca… leider.
Als ich zurück am Hotel ankomme liegen Schatzi und unsere Miturlauberin gemütlich am Pool und fragen mich was der Blödsinn soll dass ich jetzt schon wieder da sei. Ich lege mich für 1-2 Stunden dazu und drehe am Nachmittag noch eine kleine Runde. Schließlich habe ich das Rad ja den ganzen Tag.
Und wer’s mir nicht glaubt, kann sich den Beweis auf Strava angucken. 😉