Wie ein wahnsinniger kurble ich mich einen beachtlichen Anstieg in einem Wald nach oben, auf dem Gepäckträger irgendwas über 10 Kilo. Alleine die Tatsache dass ich mit Gepäckträger fahre ist schon seltsam genug. Es ist irgendwann kurz nach Mittag, 14 Uhr oder so. Mir tut so gut wie alles weh. Ich frage mich wer eigentlich diese Scheiß Idee hatte und doch habe ich ein riesiges Grinsen im Gesicht. Dann fällt es mir wieder ein: Wie so oft wenn man sich diese Frage stellt, war man selber der Idiot mit der Idee…
Hier muss ich weiter ausholen.
Es muss Ende des Sommers 2013 gewesen sein als ich das Video dieser verrückten auf Youtube gesehen habe die jedes Jahr zu Beginn der Saison von Leipzig nach Prag fahren. Mit den Rad. Am Stück. Einfach nur Wahnsinn, allerdings auch weit weit außerhalb meiner Möglichkeiten. In den letzten paar Jahren fahre ich zwar immer öfter und weitere Strecken mit dem Rad, allerdings mehr so Mountainbike und lieber bergab als bergauf. Trotzdem war die Idee mal eine längere, auch gerne mehrtägige Tour zu fahren schon seit einiger Zeit vorhanden. Allerdings in gemäßigter Form. Diese überromantisierte Vorstellung des „einfach los fahren und frei seins“ die wahrscheinlich jeder in irgendeiner Form irgendwann mal bekommt. Ja, ich weiß wie das klingt. Bisschen viel Into The Wild geguckt, was? Kann sein. Mir egal.
„Prag? Joa, kann man machen, aber wie wär’s mit MeckPomm?“
Aber alleine nach Prag? Niemals. Maik fällt mir ein. Maik fährt viel Rad. Maik macht Triathlon. Ich frag mal Maik. Erstmal sehen was er so allgemein dazu sagt. Ich rufe Maik an. „Prag? Klingt gut. Ich hatte sowas eh schon mal vor aber wie wär’s wenn wir dieses Jahr einfach mit dem Rad nach MeckPomm hoch fahren?“ sagt Maik.
Kleiner Exkurs: Maiks Großeltern haben ein Bungalow am See in Mecklenburg in dem sie uns (4 – 6 zu groß gewordene Jungs) freundlicherweise jedes Jahr für eine Woche hausen lassen. Früher war das mal ne Sauftour doch das flacht immer mehr ab. Man wird ja auch älter.
„Verdammt“ denke ich mir innerlich und freu mich trotzdem. MeckPomm? Hatte ich ja noch gar nicht auf dem Schirm. Aber warum nicht? Dürfte ungefähr genauso weit sein. Ich sage zu und fange noch am selben Abend an eine Route zu planen, nach Gepäcktaschen zu stöbern und weitere Dinge zu tun, die man im Übereifer einfach mal so tut.
Zeit vergeht. Zwischenzeitlich steigt die Zahl der Teilnehmer auf 5, flacht kurz vor Start wieder auf 3 ab und am Ende fahren wir doch zu zweit. Der Körper, das Wetter, die Kondition oder andere Dinge lassen den Rest abspringen und teilweise auf dem üblichen Weg mit dem Auto nachkommen. Das Equipment muss natürlich noch erweitert werden. Die Testrunde mit Maik zeigt mir dass ich die Tour unmöglich mit meinem Enduro Fully MTB fahren kann. Ja, das hätte man sich auch denken können. Also verscheuer ich mein Hardtail MTB und kaufe mir (relativ spontan) noch einen Cyclocrosser. Gepäckträger dran geschraubt und 2 Tage vor Abfahrt noch Packtaschen organisiert. Die Route steht auch mittlerweile.
Der Plan steht größtenteils. Sonntags geht’s los. Dienstag wollen wir oben sein. Der Rest kommt Mittwoch nach, also noch ein Tag Puffer für Reifenpannen oder was sonst alles so schief gehen kann. 260km sagt die geplante Strecke. Ich rechne eher mit 300, irgendwas ist ja immer. Unterkünfte gibt’s eigentlich überall. Das klären wir dann jeweils vor Ort. Zelt nehmen wir keins mit um Gewicht zu sparen, aber 2 Backup-Schlafsäcke für den Notfall klemmen wir uns beide auf den Gepäckträger. Grobe Ziele sind Burg Rabenstein am ersten Tag und der Ruppiner See am zweiten. Die dritte Etappe sollte am letzten Tag dann das kleinere Übel sein. Sonntag geht’s also los. Sonntag…
Sonntag – Etappe 1
Wir wollten 9:30 beim Coffito noch einen Kaffee trinken und dann los. Maik will mich abholen. 9:15 trage ich mein Fahrrad mit samt Gepäck die Treppe runter und frage mich zum ersten mal ob ich den ganzen schweren Mist überhaupt brauche. 9:25 schreibt Maik dass es etwas später wird. 10:20 ist er dann auch schon da. Super. Jetzt noch fix zum Coffito den Kaffee in den Hals geschüttet und ab. Es soll 11 Uhr werden bis wir los kommen. Ursprünglich wollte ich in Wittenberg Mittag essen. Da wusste ich auch noch nicht dass das ca. 80km weit weg ist.
Der erste Tag ist also schon fast zur Hälfte weg und wir haben noch gute 100km vor uns. Die Stimmung ist trotzdem super. Bis zum ersten Stop. Wir sind noch nicht mal annähernd aus der Stadt raus als sich meine Kette zwischen kleinem Ritzel und Tretlager verklemmt und ich schon fürchte das halbe Rad auseinander nehmen zu müssen. Nach 5 Minuten Gefummel, verbalen Kraftausdrücken und nicht unerheblicher Anwendung roher Gewalt, löse ich das Problem. Dafür sehe ich jetzt schon aus als wäre ich schon 3 Tage unterwegs. „Scheiß drauf! Weiter!“ denke ich noch.
Die ersten Kilometer rollen gut an. Erste Verführungsversuche von an der Straße stehenden und alles andere als hässlichen Bardamen, uns doch in urigen Lokalitäten niederzulassen lehnen wir dankend ab. Wir haben eine Mission! Ha! Ein MTBler der den Start seiner Gruppe zur LVZ Radtour (oder sowas) verpasst hat, nistet sich zeitweise in unserem Windschatten ein und sorgt für Zerstreuung durch angeregte Unterhaltung. Danke dafür noch mal. Danach wird es erst mal ruhiger.
Dass der Plan in Wittenberg Mittag zu essen totaler Blödsinn war wird mir erst klar als wir gegen 14 Uhr Bad Düben hinter uns lassen, was ziemlich genau auf halbem Weg zur Lutherstadt liegt. In der Dübener Heide dann fix 2 Bananen in den Kopf, das muss reichen. Mittag fällt also aus. Hier mal ein kleiner Hinweis zur Dübener Heide: Der Lutherweg ist KEIN Radweg. Hätte man wissen können, ja. Ich wusste bis zu diesem Zeitpunkt nicht mal, dass es ihn überhaupt gibt. Zum radfahren jedenfalls ungeeignet. Nach einer Stunde Lutherweg sollen wir die B2 kreuzen. Auf Bundestraße fahren hatte keiner von uns wirklich Lust, aber weiter durch diesen Singletrail da im Wald ist mit dem Gepäck auch keine Alternative. Also B2, scheiß drauf! – In 15 Minuten Bundestraße und irgendwas um die 25 bis 35 km/h holen wir den Verlust von einer Stunde Waldweg wieder rein. Hier wird es auch das erste mal hügelig doch wir prügeln den wunderbar glatten und wurzelfreien Asphalt entlang als ob es kein Morgen gibt. Dann eine Tankstelle. Es muss gegen 16 Uhr gewesen sein. Meine Oberschenkel brannten das erste mal. Genau wie meine Lunge. Der Ort heißt Kernberg oder so. Rein. Kaltes Wasser. Schokolade. Bis Wittenberg ist es dann nur noch ein Katzensprung. Der neue Plan lautet Abendessen und weiter zur Burg Rabenstein. In Wittenberg muss dann natürlich auf der Brücke noch mal für’s Foto gestoppt werden.
Die Sonne steht schon tief als wir dem Italiener in Wittenberg für die großartige Verköstigung danken und bezahlen. Bis zur Burg ist es noch ein Stück, und mir wird klar dass es vielleicht doch klüger gewesen wäre vorher mal anzurufen und nach Schlafplätzen zu fragen. Dann wird mir noch was klar. Burgen… Die wurden doch immer so hoch wie möglich gebaut, oder? „Verdammt“ denke ich. Wiedermal.
Es geht bergauf. Wenn ich mich richtig erinnere waren es noch um die 20 Kilometer bis zur Burg. 20 Kilometer Berge. Gut, Berge ist relativ, aber als Leipziger Flachlandpedaler, für den der Fockeberg mit seinen 45 Metern die höchste Erhebung im Umkreis ist, kennt man sowas nunmal nicht. Das Schild „Burg Rabenstein“ löst 2 ambivalente Gefühlsregungen in mir aus. Einerseits ist das Ziel zum greifen nah, andererseits sehe ich den Anstieg und muss an den Fockeberg denken. Den fahre ich zwar auch regelmäßig hoch, allerdings mit ca. 5km/h und nicht mit 10 Kilo Gepäck am Hintern. Egal. Die Blöße will ich mir dann auch nicht geben. Kette links, Augen zu und durch.
Oben angekommen grinst mich Maik an. Etappenziel geschafft. Der Tracker zeigt 108 Kilometer an. So weit war ich noch nie mit dem Rad gefahren. Selbst die letzte Trainingsrunde hatte nur knapp über 100. „Jetzt eine Kanne kühlen Bieres“ grinst Maik weiter. Ich bestelle mir ein alkoholfreies Radler und versuche der Kellnerin den Ernst der Lage zu vermitteln indem ich ihr anbiete auf der Stelle vor ihren Füßen das zeitliche zu segnen, sollte sie keine 2 Schlafplätze frei haben. Hat sie nicht. Kurz überlege ich mich tatsächlich vor ihren Füßen niederzulegen, lasse es aber dann. „…aber versuchen Sie es mal im Haus am Wald in Raben“ meint sie weiter und bringt uns eine kleine Broschüre mit der Telefonnummer. Maik ruft an und macht die Sache klar. Die Stimmung erreicht einen Höhepunkt. Erst jetzt fällt mir auf dass die Burg Rabenstein ein ganz hübsches Fleckchen ist.
Wir trinken in Ruhe aus und begeben uns in der Dämmerung auf die 800 Meter lange Abfahrt zu unserer Unterkunft. Natürlich rasen wir grandios am Ziel vorbei und müssen, nachdem wir eine Anwohnerin fragen müssen welches der drei Häuser im Ort nun das richtige ist, wieder ein Stück den Berg hoch. Am Ende sind es 110 Kilometer Tagesetappe.
Das Haus am Wald. Nein, nicht am See, am Wald. Ein nettes, älteres Ehepaar öffnet uns die Tür und wie sich später noch zeigen wird ist „nett“ weit untertrieben. Nach einem kleinen Plausch darüber wo man her kommt und wo man hin will, gebe ich zu verstehen dass wir nicht genug Bargeld bei uns haben. Kartenzahlung geht nicht und als wir schon ausmachen dass sie mir eine Rechnung schicken, fällt unserer Gastgeberin unsere 2 Schlafsäcke auf. „Möchten Sie vielleicht im Heu schlafen?“ fragt sie. Maik findet’s gut und ich bin begeistert. Sogar Dusche und Strom ist alles da. Unser Gastgeber pflückt uns noch ein Bündel Minze aus dem Garten und so sitzen wir am Abend noch frisch geduscht und überaus zufrieden im Garten, lesen Thoreau (ich fand das passend für die Tour) und trinken Tee aus frischer Minze bevor wir uns im Heu betten. Großartig.
GPS Track der ersten Etappe auf Runtastic
Hier muss ich einfach kurz Werbung machen für das Haus am Wald.
Es gibt normale Zimmer, Schlafplätze im Heu oder Zeltplätze im Garten. Eine Dusche, Toiletten, eine überdachte Sitzgelegenheit im Garten mit Geschirr, Wasserkocher usw. und Frühstück für nen 5er. Obendrein sind die beiden überaus Gastfreundlich und gesprächig. Wenn ich mich richtig erinnere hörte ich auch sowas wie „Wenn wir mal nicht da sind, gehen Sie einfach hinter. Es ist immer offen. Geld können Sie dann einfach in den Briefkasten werfen. Sollte also mal jemand dort in der Nähe eine Unterkunft brauchen: Die beiden haben es verdient.
Montag – Etappe 2
Der Wecker klingelt um 7, doch seit halb 7 schimpft ein kleines Schwalbenkerlchen wie ein Rohrspatz mit uns. Unser Gastgeber gab uns abends noch den Rat „dieses Fenster da“ offen zu lassen damit die Schwalben, die im Dach nisten, morgens rein und raus können. „Sonst machen die Radau.“ Ich vermute mal Maik lag einfach zu nah an der Schwalbentür und der kleine Kerl hat sich nicht getraut. Egal, wir wollten eh raus. Um 8 ist Frühstück und spätestens um 9 wollen wir los.
Zu unserer Überraschung sitzen wir tatsächlich schon kurz nach 9 wieder auf den Rädern. Die kühle Morgenluft ist herrlich und jetzt erst sehe ich dass der hohe Fläming seinen Namen zu Recht hat. Um uns herum ist kurzzeitig nichts höheres zu sehen. Felder und Wälder bis zum Horizont. Nach 10 Kilometern hat sich dann der Hintern auch damit abgefunden dass ihn heute noch mal das gleiche wie gestern erwartet. Keine 30 Meter vor uns bricht ein Sprung Rehe mit knallenden Hufen über die Landstraße. Dabei fällt mir mit offen stehendem Mund auf was für ein Stadtmensch ich doch bin.
Nach 16 Kilometern, am Fuße der Burg Eisenhardt, kommen uns 2 Radwanderer entgegen, die wir in ein kurzes Gespräch verwickeln. Sie fahren den Europaradweg bis in den Harz. Ich bringe meinen Respekt zum Ausdruck und wünsche viel Spaß bei dem 5 Kilometer langen Anstieg den wir gerade herunter fahren durften. Jetzt aber fix hoch zur Burg zum zweiten, nur aus Kaffee bestehenden, Frühstück.
Geplant war in Brandenburg an der Havel Mittag zu essen. Ich höre mich noch sagen „Gut das heute Montag ist, da haben wenigstens die Geschäfte offen“. Dass Montags allerdings die meisten Kneipen und Restaurants geschlossen haben, fällt mir erst jetzt wieder ein. 50 Kilometer liegen schon hinter uns als wir Brandenburg a. d. H. hungrig wieder verlassen, doch schon bei 60 Kilometern findet sich bei einem gottverlassenen Dorf dessen Namen ich nichteinmal mehr weiß, ein riesiges Spargelfeld mit angebauter Verköstigungseinrichtung. Ich muss Maik nicht mal fragen ob wir hier essen wollen. Es ist ein einziges Fest.
Wir müssen noch eine halbe Stunde länger als geplant pausieren, da ich nach dem, im Preis enthaltenen, „Spargelnachschlag“ nicht mehr auf’s Rad komme, aber momentan ist alles so perfekt dass das total egal ist.
Irgendwo zwischen diesem perfekten Moment und den Weiten Brandenburgs wird mir dann klar wo wir sind: In Brandenburg nämlich. Den ganzen Tag schon geht mir Rainald Grebe durch den Kopf. Als bei Kilometer 90 dann die zweite Flasche Wasser alle ist, verstehe ich langsam dass „nimm Dir Essen mit, wir fahr’n durch Brandenburg“ wohl doch nicht einfach so dahin gedichtet wurde. Es reiht sich ein supermarktloses Dorf an das nächste getränkemarktlose Kaff. Ich blicke auf Maiks Oberschenkel die mechanisch auf die Pedale drücken als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Ich sehe nach unten und stelle zu meiner Überraschung fest das meine es seinen gleich tun. Wälder, Wiesen, Sonne und kein Wasser. Geschlagene 50 Kilometer ohne Einkaufsmöglichkeit oder Tankstelle haben wir hinter uns. Ich überlege schon einfach bei irgendwem zu klingeln um unsere Flaschen aufzufüllen als in Fehrbellin ein Supermarkt auftaucht und ich Maik zur Vollbremsung schreie.
Jeder eine Flasche Wasser, ein Bündel Bananen, eine große, dicke Weintraube und ein alkoholfreies, kühles, isotonisches Hopfenblütengetränk und die Welt sieht plötzlich ganz anders aus.
Von diesem Supermarkt aus macht Maik dann gleich unseren Schlafplatz klar. Noch 13 Kilometer bis zum „Jugenddorf Ruppiner See“. „Haha, 13 Kilometer, lächerlich“ lache ich. Das Lachen vergeht mir auf den 2000 Metern Kopfsteinpflaster vor dem Ziel, kommt aber genauso schnell wieder als der Tracker am Ende stolze 131,62 Kilometer anzeigt. Wir checken bester Laune ein und halten noch einen kurzen Plausch mit der, aus Leipzig stammenden, Rezeptionistin.
Unser Zimmer ist allerdings nicht in der Jugendherberge selbst, nein. Das Jugenddorf verfügt über ein Herrenhaus nebenan für Veranstaltungen. Hotelstandard. Mit riesiger Terrasse und Blick auf den See.
GPS Track der zweiten Etappe auf Runtastic
Dienstag – Etappe 3
Ein solides Jugendherbergsfrühstück wie man es kennt, inklusive Tee aus der berühmten Kanne aus der der Tee jahrzehntelang gleich schmeckt, und 3 Tassen Kaffee später laden wir unser Gepäck wieder auf die Räder. Unsere Anwesenheit scheint sich herum gesprochen zu haben denn beim packen entwickelt sich ein Gespräch das mit den Worten „Ihr seid die aus Leipzig oder?“ beginnt und mit „Wann seid ihr da los gefahren? Ostern?“ – „Nee, vorgestern“ endet. Maik und ich grinsen uns an. Das ging runter wie Öl.
Die heutige Etappe kann nicht viel mehr als 50 Kilometer haben, da sind wir uns einig und lassen es ruhig angehen. Das zweite Frühstück gibt’s heute schon nach 8 Kilometern. Beim Bäcker fällt mir ein Flyer für ein Traktortreffen auf, bei dem „1 Ferkel und tolle Preise“ für den den ersten Platz winken. Während wir noch darüber scherzen unterbricht uns die Backwarenfachverkäuferin: „Wenn euch sowas interessiert…“ – Ich versuche nicht allzu auffällig zu grinsen und gehe mit meinem Kaffee zur Sicherheit schon mal raus.
Mittag ist erst mal nicht geplant. Mal sehen wann es uns überkommt. Erst mal geht es gemütlich durch kilometerlange Wälder die einfach nicht aufhören wollten. Irgendwann kommen wir am Schloss in Rheinsberg an. In einem Google+ Post schreibe ich „Fühlt sich ein bisschen wie zu Hause an.“ und in diesem Moment war das nicht übertrieben. Im Ratskeller waren wir ein paar mal essen und auch das Schloss hatten wir in einem der Jahre zuvor schon besucht. Ab und zu wurde hier eingekauft und nicht zuletzt war es der letzte größere Ort vor dem Ziel wenn wir mit dem Auto angereist sind. Ab hier waren es immer nur noch ein paar Minuten. Kurz nach Rheinsberg entscheiden wir uns doch noch an einem abgelegenen Restaurant am See Mittag zu essen. Einfach weil wir die Zeit dazu haben und der Ort so großartig zur Pause einlädt.
Den Rest tanze Ich
…poste ich noch auf Google+ dann geht es zum Endspurt. 20 Kilometer dürften es noch sein. Wir nehmen den langen Weg. Durch den Wald und über die Felder. Ich kenne hier alles und somit weiß ich auch was am Ende noch kommt: Der letzte Anstieg zur Bungalowsiedlung.
Und da bin ich nun und kurble wie ein wahnsinniger den erwähnten, beachtlichen Anstieg im Wald nach oben. Auf dem Gepäckträger irgendwas über 10 Kilo. Und ja, mir tut alles weh. Doch das Grinsen ist größer als der Schmerz. Ich glaube ich hab Maik sogar noch überholt. Zweieinhalb Tage auf dem Rad. Zweieinhalb Tage an denen ich den Wind, der natürlich immer von vorne kommt, angeschrien habe. An denen ich nicht schnell genug die Kamera aus dem Rucksack bekommen habe um einen Storch direkt neben mir im Feld zu fotografieren. An denen ich mich einige male gefragt habe warum ich den Komfort abends nach Hause zu kommen und zum Kühlschrank oder duschen zu gehen, gegen das hier eintausche. Ich umarme Maik und knalle mich so zufrieden wie noch nie in meinem Leben mit einem kühlen Radler in der Hand auf die Hollywoodschaukel.
Ach ja. Deswegen!