10. Mai 2018, Vatertag. Heute wird Steffens Rad eingeweiht. Ein Kona Rove ST. Hat er zwar schon ein paar Monate, aber heute geht es damit auf seine erste Tour. Außerdem ist es die erste Tour des Jahres und ich freu mich wie blöde.
Da Steffen noch nicht weiß wie viel er auf dem Rad so schafft, haben wir uns was in der Nähe ausgesucht. Ferropolis – „Die Stadt aus Eisen“ – in Gräfenhainichen, ist eine Art Industriedenkmal und Open Air Veranstaltungslocation des ehemaligen Tagebaus Golpa-Nord. Die alten Originalbagger stehen noch da und bilden eine beeindruckende Kulisse. Bis hin sind es von Leipzig etwa 60 Kilometer. Mit ein paar Umwegen habe ich 90 geplant. Eine gemütliche Tagestour mit Verkürzungsmöglichkeiten also. Wir fahren mal hin und gucken ob wir dort irgendwo nächtigen können.
Der erste Abschnitt führt uns erstmal aus der Stadt raus und zum Schladitzer See, wo es prompt den ersten Kaffee gibt. Hatte ich erwähnt dass wir es ruhig angehen lassen wollen? Danach unspektakulär weiter am Werbeliner See, durch Delitzsch und durch den Wald in Richtung Goitzschesee. Erster Stop: Bitterfelder Bogen.
Am See wollen wir was zu Mittag essen, setzen uns auf den Freisitz einer Pizzaria und warten. …und warten… …und warten weiter. Nach 15 Minuten frage ich mal nach, was dazu führt dass wir im Vorbeigehen 2 Karten an unseren Tisch geworfen bekommen. Wir suchen uns was aus und warten weitere 15 Minuten bevor wir wieder gehen.
In der nächsten Wirtschaft sieht das schon anders aus. Der „Antikgasthof zum Stern“ in Friedersdorf ist etwas, naja, sagen wir „urig“, hat aber durchaus gutes Essen. Und das ist schließlich das wichtigste im Moment. Einzig der betrunkene Kollege (wir erinnern uns: es ist Vatertag) der sich zu uns gesellt wird dann doch irgendwann etwas lästig als er immer wieder fragt ob wir noch Arbeit haben in der Hoffnung dass die Antwort irgendwann nein lautet. Als dies nicht passiert, wird der Kreis der potentiellen Empörungsbestätigungen erweitert. „Hat deine Freundin noch Arbeit?“ „Und deine Eltern?“ … Irgendwann trottet er in Richtung Schnapsbar davon.
Das Wetter wird ungemütlicher. In der Ferne kommt schon ganz schön was runter und so langsam tröpfelt es auch als wir am Waldelefanten von Gröbern vorbeifahren. – Am WAS? – Moment, zurück. Was stand da? Richtig gelesen. Ein Baggerfahrer hat in den 80ern ein hunderttausend Jahre altes Skelett eines Waldelefanten gefunden. Während wir die die Infotafel lesen, fahren 3 lustig geschmückte Gesellen an uns vorbei und rufen mir zu: „Du host jo gor kee Bier in dein’n Floschn drinne.“ was ich mit: „Nee, das schäumt da immer so.“ entgegne.
Beim nächsten Dorffest noch ein Käffchen, der Regen hat schon wieder aufgehört und die Sonne prasselt fröhlich auf uns runter, und schon rollen wir in Gräfenhainichen ein. Noch ein paar Kilometer am See entlang bis zur Halbinsel auf der Ferropolis steht. Dort dann die Enttäuschung: großer Parkplatz, Schlagbaum, Kassenhäuschen. Mit pennen wird das hier sicher nix. Die Frau am Kassenhäuschen ist verdammt nett und ich frage sie einfach ganz offen ob das irgendwie möglich ist. Sie persönlich hätte da kein Problem mit, der Wachschutz der hier nachts patrouilliert aber wohl schon eher. Wir zahlen erstmal den Eintritt und rollen rein.
Das war nicht die schlechteste Entscheidung heute. Ich war vor 15 Jahren das letzte mal hier, damals zu Metallica und mit tausenden Leuten, aber heute sieht alles irgendwie anders aus. Wir begehen die Bagger und rollen über das weiträumige Gelände und es macht einfach nur riesigen Spaß. Hier findet jedes Jahr das Melt Festival statt und wir finden noch die dafür gebauten Lounges und Liegestühle am Seeufer. Die eine Hütte, eine Bar, wäre perfekt für die Nacht. Ich muss dann einfach noch mal fragen. Aber leider lässt sich da nix machen. Wir bekommen noch ein paar Tips wo es Möglichkeiten gäbe aber auf dem Gelände keine Chance. Sehr sehr Schade.
Ein Problem stellt das natürlich nicht wirklich dar. Es führt ein asphaltierter Weg um den See und fast überall sind die Ufer bawaldet. Ab und zu mal eine Badestelle. Hier etwas zu finden sollte ein Kinderspiel sein. Ist es auch. Kaum 30 Minuten später haben wir eine Stelle gefunden die besser fast nicht sein könnte. Von einer Badestelle aus geht es links in den Wald. Dicht genug um nicht sofort gesehen zu werden, aber offen genug um sich frei zu bewegen. Wir spannen auf.
Es folgt der gemütliche Part. Mein Lieblingspart um ehrlich zu sein. Steffen hat Futter vorbereitet, wir haben noch Getränke an der Tanke in Gräfenhainichen besorgt und sitzen an der Badestelle und reden über Gott und die Welt, was mit Steffen wirklich unglaublich gut geht. Ein großartiger Tag.